MF 81,30
Rudolf von Fenis
Édition Schweikle [1]

I
  1. Mit sange wânde ich mîne sorge krenken,
    dar umbe singe ich, daz ich si wolte lân.
    Sô ich ie mêre singe und ir ie baz gedenke,
  2. so mugent si mit sange leider niht zergân,
    wan minne hât mich brâht in sölchen wân,
    dem ich sô lihte niht enmac entwenken,
    wan ich ime lange her gevolget hân.
II
  1. Sit daz diu minne mich wolte alsus êren
    daz si mich hiez in dem herzen tragen,
    diu mir wol mac mîn leit ze fröiden kêren,
  2. ich waere ein gouch, wolt ich mich der entsagen.
    Ich wil mînen kumber ouch minnen klagen,
    wan diu mir kunde daz herze also versêren,
    diu mac mich wol ze fröiden hûs geladen.
III
    Mich wundert des, wie mich min frouwe twinge
  1. so sêre, swenne ich verre von ir bin,
    sô gedenke ich mir und ist mîn gedinge,
    mües ich si sehen, mîn sorge waere dâ hin,
    sô ich bî ir bin, des troestet sich mîn sin
  2. unde waene des, daz mir wol gelinge, -
    alrêrst mêret sich mîn ungewin.
IV
    So ich bî ir bin, mîn sorge ist deste mêre,
    alse der sich nâhe biutet zuo der gluot,
  1. der brennet sich von rehte harte sêre.
    Ir grôziu güete mir daz selbe tuot,
    swenne ich bî ir bin, daz toetet mir den muot,
    und stirbe aber rehte, swenne ich von ir kêre,
  2. wan mich daz sehen dunket alsô guot.
V
    Ir schoenen lîp hân ich dâ vor erkennet:
    er tuot mir als der fiurstelîn daz lieht,
    diu fliuget daran unze si sich gar verbrennet.
  1. Ir grôziu güete mich alsô verriet,
    min tumbez herze, daz enlie mich also niht.
    Ich habe mich sô verre an si verwendet,
    daz mir ze jungest rehte alsame geschiht.


[1] Günther Schweikle, Die mittelhochdeutsche Minnelyrik (Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977), p. 210-11. Reproduit avec l'aimable accord de la maison d'édition, tous droits réservés.

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